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Christ, Lena (eigentlich: Magdalena Pichler, 1881-1920)
Von der Tenne nun schlüpfte ich des öfteren in den Hühnerstall
und durchsuchte ihn nach Eiern. Besonders als Ostern nicht mehr fern war,
trieb es mich immer wieder dahin; denn um diese Zeit gab es unter uns ein
großes Vergnügen, das Oarscheiben. Da zogen alle Kinder des
Dorfes zu den großen Bauernhöfen, und dort wurden wir bewirtet
und bekamen G'selchts, Osterbrot und bunte Eier. Diese aber wurden nicht
gegessen, sondern zum Oarscheiben aufgehoben. Dabei teilten wir uns in
zwei Parteien, und die einen standen hüben, die anderen drüben;
dazwischen aber waren in schräger Lage zwei Rechen aneinander gelegt,
und auf dieser Bahn ließen wir unsere Eier hinunterrollen. Die Partei
nun, auf deren Seite das Ei fiel, hatte es gewonnen, und wo am Schluß
die meisten Eier lagen, war der Sieg. Freilich begann dann oft erst der
eigentliche Kampf, und die Eier, die zuvor gerollt waren, flogen jetzt.
Während aber die andern sich noch rauften, sammelte ich, ohne
mich besonders sichtbar zu machen, mit flinker Hand die also zu Waffen
gebrauchten Eier und lief alsdann mit meinem vollen Schürzlein heim,
wo ich dem Großvater die Beute vor die Füße kugeln ließ.
Da gab's dann andern Tags ein gutes Gericht, den Oarsülot, zu
dessen Bereitung ich schon am frühen Morgen mit der Großmutter
den wildwachsenden Feldsalat von einer nahen Anhöhe brocken mußte,
während der Großvater derweil daheim die Eier fein zerhackt
und zerrührt hatte, was er alle Ostern selber tat, da keins ihm dies
Geschäft recht machen konnte.
....An Ostern aber ließen sich's die Großeltern nicht
nehmen, ein ordentliches Stück Geselchtes und dazu noch einen Tiegel
voll von unserm selbstgemachten Kraut aufzustellen, nebst einem Körblein
Eier, die samt dem mit viel Zyperben und Weinbeerln gebackenen Osterbrot
schon in der Früh des Ostertags vom Großvater zur Weih' getragen
wurden.
(aus: Erinnerungen einer Überflüssigen (Aussschnitt über
Ostern) gefunden bei Gutenberg)
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