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Puschkin,
Alexander (1799-1837)
An eine tabakschnupfende Schöne
Wie? Anstatt Rosen, die dem Gott der Liebe eigen,
Statt Tulpen, die sich vornehm neigen,
Statt Lilien, Jasmin und Blütenreis,
Die deinen Sinnen so gefallen,
Die du getragen hast vor allen
An deines Busens Marmorweiß -
Was seh ich, reizende Climene?!
Wie seltsam wechselt den Geschmack das Schöne!
Du riechst nicht mehr entzückt am frischen Blütenblatt,
Nein, - an dem Kraut, dem duftlos schlaffen,
Das Afterkunst geschaffen
Zu feuchtem Pulver hat!
Mag Göttingens Professor, dürr und zopfen,
Auf dem Katheder krumm und lahm, verrannt
Ins schimmlige Latein mit tüftelndem Verstand,
Sich braunen Knaster hüstelnd stopfen
Ins lange Riechorgan mit blutlos siecher Hand;
Mag ein Dragoner schnurrbartzwirbelnd,
Matt nach durchschlemmter Nacht und blaß,
Frühmorgens sonder Unterlaß
Hinunterspülen Glas auf Glas,
Der Meerschaumpfeife Rauch verwirbelnd;
Mag eine Jungfrau sechzig Jahre alt,
Verabschiedet vom Amor und der Venus,
Ein Kunstgestell von unbestimmten Genus,
Verhutzelt, runzlicht, mißgestalt,
Klatschsüchtig, muckerisch – beim theegefüllten Glase,
Am Zucker knabbernd, in Ekstase
Sich Tabak reiben unter ihre Nase -
Doch du, o Liebliche! … O Phantasiegebild!
Wie, wenn ich Tabak wär? Aus deiner Dose
Nähmst mit zwei Fingern du hervor mich zart und mild
Und röchst an mir, als wär ich eine Rose,
Ich aber dankte meinem Götterlose
Und fiele, glitte – o der Himmelslust! -
Dir hinter's Busentuch, an deine Atlasbrust,
Vielleicht sogar … o schweige, falsche Stimme:
Das Schwärmen bringt mir nicht Gewinn!
Das Schicksal haßt mich, blind im Grimme, -
Weh mir, daß ich nicht Tabak bin!
Aus: Gedichte von Alexander Puschkin Im Versmaß der Urschrift von Friedrich Fiedler [1859-1917] Philipp Reclam jun. Verlag Leipzig 1907
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