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Das Thema Zeit begeistert die Menschen schon immer und spätestens seit man sie mit Hilfe von Uhren messen kann, hat es uns oft völlig im Griff. Wir lassen uns von der Uhr regieren, was unserem Organismus nicht immer gut bekommt, wie Chronobiologen in zahlreichen Forschungen mittlerweile herausgefunden haben. Neben der inneren Uhr des Menschen im Vergleich zu der von der Gesellschaft geforderten Einhaltung bestimmter Zeiten erforschen die Chronobiologen auch die innere Uhr der Pflanzen. Unter dem Begriff "Blumenuhr" versteht man die Zeitbestimmung anhand der geöffneten Blüten unterschiedlicher Pflanzen-Arten- es ist die praktische Anwendung von Naturbeobachtungen, die heute unter dem Begriff Phänologie zusammengefasst werden.

In Ostafrika pflanzten die Einwohner schon früh ganz bestimmte Blumen an, nämlich solche, deren Blüten sich bei Sonnenaufgang öffneten, die über Mittag weit geöffnet waren und die sich bei Sonnenuntergang wieder schlossen. So konnten sie die Tageszeit feststellen.
Doch noch genauer geht es mit der Blumenuhr von Carl von Linné. An Wiesenblumen stellte der schwedische Naturwissenschaftler fest, dass sich die Blüten zu ganz bestimmten Tageszeiten öffnen und schließen. Diese Beobachtung, „Floras Uhr“ oder "Blumenuhr" genannt, setzte er 1745 als Blumenbeet im Botanischen Garten Uppsala um.
Dabei handelte es sich um ein Blumenbeet in Form eines Zifferblatts mit reihum 12 Unterteilungen, die mit den zur jeweiligen Stunde blühenden krautigen Pflanzen bepflanzt waren. Es soll ihm bei der Frage nach der Uhrzeit ein Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf seine "Blumenuhr" genügt haben, um die Uhr bis auf 5 Minuten genau abzulesen. Jedenfalls im Sommer.

Buchtipp: [Linne, Carl von] Blumenuhr 40 S. m. zahlr. Ill. Thorbecke 2012Linne Blumenuhr
Zunächst erfährt man Näheres über den schwedischen Naturwissenschaftler Carl von Linné, der die Blumenuhr erfunden hat, wor er zu jeweiligen Stunde die Wildpflanzen einsetzte, die ihre Blüten dann öffneten bzw. schlossen. Alle Blumen (u.a. Acker-Ringelblume, Kleines Habichtkraut, Acker-Gauchheil, Gewöhnliche Wegwarte, Löwenzahn, Weiße Seerose, Gewöhnliches Johanniskraut, Echtes Tausendgüldenkraut) werden beschrieben. Die hübsch illustrierten Texte sind passenderweise in grünen Buchstaben gedruckt. Das Büchlein eignet sich für Blumenliebhaber, Hobbygärtner und botanische Freizeitforscher. Wer die alte Auflage kennt, wird sich über die neue Aufmachung freuen, die es zu einem schönen Geschenkbändchen macht.

Die Genauigkeit der - inzwischen oft nachgeahmten - Blumenuhren hängt natürlich davon ab, wo genau sie liegen, wie viele Sonnenstunden sie bekommen und ob die Blüten rechtzeitig bestäubt werden. Die Biene vertut keine Zeit nutzlos; sie weiß, welche Pflanzen zu welcher Zeit honigen und besucht sie meist "pünktlich". Werden die Blüten nicht bestäubt, schließen sie sich erst gegen Abend; die Blumenuhr geht dann "nach".
Eigentlich ist eine Blumenuhr auch nicht besonders "schön", aber Ästhetik ist ja auch nicht ihr Maßstab...

Beispielpflanzen für die Blumenuhr

in unseren Breitengraden in Bezug auf MEZ (jeweils Öffnung / Schließung):
Kürbis 5 - 15 Uhr
Mohn 5 - 18 Uhr
Distel 6 - 12 Uhr
Huflattich 7 - 16 Uhr
Sumpfdotterblume 8 - 21 Uhr
Sauerklee 10 - 16 Uhr

Die Bauern auf dem Feld haben sich früher (neben dem Richtmaß des Hahnenschreis) auch nach dem Bocksbart (Tragopogon pratensis)) gerichtet, denn eine Taschenuhr trug man nur an Festtagen. Schloss der Bocksbart seine Blüten (gegen 12 Uhr), wurde Mittagspause gemacht...

Die Biene kennt jedenfalls ihre "Blumenuhr" und weiß genau, welche Pflanzen zu welcher Zeit Nektar abgeben - es wird keine nutzlose Zeit mit Herumsuchen zu unrechter Zeit vertan.

Heute spricht man aber auch von Blumenuhren, wenn ein Beet dekorativ in Uhrform in einem Park aufgepflanzt ist. Diese Blumenuhren sind keine Uhren, die einen morgens aus dem Bett holen, zumindest nicht als Wecker; dafür aber lohnende Ausflugs-Ziele, zu dem man sich auf den Weg machen könnte.

Man findet Blumenuhren weltweit:

Linktipps:
Gedicht: Georg Büchner Ein Glückstraum
Jean Paul: Blumenuhr
Wissenschaftlich: Tagesperiodische Bewegungen der Pflanzen
Jean Francaix, Musikstück L'Horloge de flore (Die Blumenuhr) 1959


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