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Der Stinkgarten - schlecht riechende Pflanzen

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Man kennt Redewendungen wie: "er ist verduftet" - "das ist erstunken und erlogen" - "ein Verbrechen wird ruchbar", "jemanden nicht riechen können".

Man muss ja zugeben: nicht jeder Blumenduft ist gleich angenehm. Der auf einer Landesgartenschau aufgepflanzte "Stinkgarten" von Jürgen Dahl hatte meine Neugier geweckt. Daraufhin habe ich mich näher mit "Stinkpflanzen" beschäftigt.
Manche Pflanzen tragen das "stinken" botanisch schon im Namen: Foetidus = stinkend; foetidissima ist also bei der Iris foetidissima noch eine Steigerung! Eine "hypochondrisch überempfindliche Nase" bescheinigt Dahl allerdings dem Botaniker, der die, seiner Nase durchaus nicht unangenehm riechende, Iris mit diesem Namen verunglimpft hat. Dieses "foetidus" haben auch Helleborus foetidus, die Rosa foetida (soll nach einem "nassen Fuchs" riechen), der Stinkende Pippau (Crepsis foetida), der nach Opium riechen soll.

Auch der Stinkasant (Ferula assa-foetida) verkündet im Namen seinen Geruch. Wenn man den Stengel über dem Boden abschneidet, tritt übelriechendes Harz aus, das zu Pulver getrocknet als "Teufelsdreck" in den französischen Apotheken gegen Krämpfe verkauft wurde bzw. mit Wasser verrührt gekochtem Fisch ein köstliches Aroma gibt. Deshalb ist es auch heute noch französischen Köchen wohlvertraut; diese verwenden auch seine - aber nach Möhren riechenden - Blätter als Gewürz zu Hammelbraten. In Indien würzt man mit Asant z.B. Hülsenfrüchte, da das Gewürz neben der geschmacklichen Kompontente auch verdauungsfördernd wirkt. Auch zu gebratenem oder gegrilltem Fleisch passt Asant seht gut.
Rhamnus frangula - die Herkunft des Namens "Faulbaum" riecht man, wenn man an der Rinde kratzt. im Herbst bildet sich rot-schwarze beerenartige Früchte, die gerne von Vögeln gegessen werden.

Wussten Sie, dass man Isatis tinctoria, den Färberwaid benutzte, umd daraus Indigo zu gewinnen, sie also zu den Färberpflanzen zählt? Die Fermentierung wird durch Urin gefördert - ob man deshalb früher auf diese Pflanze ....hat?
Isatis Färberwaid Foto BrandtFärberwaid Volkstümlich wird der Philadelphus als "Stänker" oder "Koppwehblum" bezeichnet.
Der "Stinkende Gänsefuss" (Chenopodium vulvaria) macht tatsächlich seinem Name Ehre; Dahl vergleicht den Geruch mit faulem Fisch.
Das "Stinken" im Volksnamen haben auch Stinkholder (Sambucus ebulus), Stinkandorn (Ballota nigra), Stinkhundskamille (Anthemis arvensis), Stink-Wacholder (Juniperus sabina), Stink-Sumach (Rhus trilobata) und Stink-Esche (Euodia hupehensis. Der "Bienenbaum" soll aber trotz seines Namens angenehm riechen).
Die Tagetes (Studentenblume) wird als "Stinkstudent" bezeichnet; naja, heute kann man ja die modernen Sorten kaufen, die riechen nicht mehr.

"Wanzen"-pflanzen sind dem Namen nach die Wanzenmelisse (Melittis melissophyllum, Immenblatt), das Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora) und das Stinkende Wanzenkraut (Silberkerze, Cimicifuga europea). Letztere hat ihren botanischen Namen bekommen, weil sie durch ihren Wurzelgeruch die Wanzen vertreibt. (fugere = vertreiben, cimex = Wanze).Diese Silberkerze wird in der Homöopathie verwendet.
Ebenfalls als "Wanzen"pflanze zählt der Koriander. Wer weiss denn aber heute noch, wie Wanzen riechen? Schnuppern Sie mal an den Blättern des Korianders (Coriandrum stivum, immerhin ein lieblich duftendes, bekanntes Backgewürz), dann wissen Sie es! Ein alter Volksname bezeichnet ihn denn auch als "Wanzendill"!

Die spektakulär blühende Drachenwurz (Dracunculus vulgaris, Drachenahornstab) verströmt einen intensiven Aasgeruch (nur im Juni bei der Blüte einige Tage). Durch diesen Geruch sollen die Insekten angelockt werden, die sie dann bestäuben.
Der giftige Aronstab (Arum ssp.) verbreitet nur am Abend einen für menschliche Empfindungen widerlichen Harngeruch, durch den sich aber einige winzige Schmetterlingsmücken der Gattung Gsychoda ausserordentlich angezogen fühlen.

Amorphophallus titanum - die Titanwurz gehört ebenfalls zur Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Sie bringt den größten unverzweigten Blütenstand im Pflanzenreich hervor. Die Blütezeit der Regenwaldpflanze aus Sumatra (Indonesien) dauert nur ca. 3 Tage, aber es dauert Jahre, bis sie das erste Mal blüht - und dann für einige Stunden widerlich stinkt. Die spektakuläre Blüte wird von den botanischen Gärten (z. B. Berlin, Bonn, Basel) im Web angekündigt und zieht trotz des Gestankes viele Besucher an.

Der Rosenwaldmeister (Phuopsis stylosa) heisst im Englischen wet-fox, weil sein Geruch dem der Raubtiere ähnelt.

Der Muskatellersalbei (Salvia sclarea) soll nach Achselschweiss,
Muskatellersalbei Foto BrandtMuskatellersalbei
Escallonia viscosa nach Schweinestall riechen,Thymus comosus nach Terpentin riechen.
Dass die Brennesseljauche stinkt und der Buchsbaum mannchmal etwas unangenehm riecht, weiss man auch.

"Muffig" riecht die Kaiserkrone (Fritalleria lutea Maxima.
"Ihre Majestaet belieben zu stinken. Je nachdem wird der von ihr ausgehende üble Geruch, den man bisher nur bei der Sorte 'Inodora' ausschalten konnte, als betäubend widerlich, auch als Wildtiergeruch bezeichnet. Dennoch hat man bei einer auf rund tausend Jahre geschaetzten Verbreitung als Gartenpflanze auch ihr unschön langsames Verbluehen und Abwelken zugunsten des hohen Schönheitswertes der Blütezeit in vielen Farben immer wieder in Kauf genommen" (Margot Schubert).


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Behauptet wird auch, dass demGefleckten Schierling (Conium maculatum) beim Zerquetschen der Pflanze ein unangenehmer Geruch nach Mäusehirn entströmt - doch wer hat schon Gelegenheit, diese Behauptung nachzuprüfen? Vor allem sollte man sowieso vorsichtig sein, er ist eine der gefährlichsen Giftpflanzen.

Das Dreiblatt (Trillium erectum), die aufrechte Waldlilie, ist eine niedrige schöne Staude, die bei feuchter Witterung "nach einem nassen Hund" stinkt. Das ist nachprüfbar!

Hunde wiederum mögen den Duft des Beifuss (Artemesia vulgaris) überhaupt nicht, sind also als Abwehrpflanze geeignet, wenn zu viele Hunde im Vorgarten "ihr Bein heben".
Geranium robertianum heisst auch "Stinkender Storchschnabel") soll sie ebenfalls von den Beeten fernhalten... (gelegentlich aber auch Menschen!).
Und der Mottenkönig (Plectranthus fruticosus) stinkt ebenfalls - eine Züchtung daraus machte als "Verpiss-Dich-Pflanze" Karriere.
Geranium macrorrhizum - das Blatt des Balkanstorchschnabels riecht für einige Leute angeblich nach Katzenpisse...ist aber ein - sich stark verbreitender - dankbarer Bodendecker für schlechte Standorte mit rosa Blüten.
Ob nun der Geruch von Solanum gigianteum wirklich an Petroleumgeruch erinnert oder nicht, der Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia) riecht jedenfalls wirklich nach "angebranntem Schweinebraten"!
Der Goldbaldrian (Patrinia scabisifolia) hat schöne und wohlduftende Blüten, aber die Blätter stinken beim Zerreiben und Zerfallen widerlich.
Das Blatt des dekorativen Gemshorns (Proboscidia lousianica), das interessante Früchte wie ein Gemsengeweih bildet, sollte man ebenfalls lieber nicht "streicheln", dann entwickelt es einen wirklich ekelhaften Geruch.
Die weißen Blüten des Blutroten Hartriegels Cornus sanguinea haben nach Dahl einen abstossenden Geruch nach Heringslake. Mit seinen runden schwarz-violetten Früchte und dem sich gelb bis flammenrot färbenden Herbstlaub ist er aber durchaus dekorativ und beliebt im Garten. Man muß ja nicht an die Blüten herangehen. Leider bildet er sehr viele Wurzelausläufer, auf die man achten sollte.
Auch Zierlauche, Allium ssp. verleugnen ihre Verwandschaft nicht mit ihrem typischen Lauchgeruch, den nicht jeder mag. Der Gattungsname soll vom lateinischen olere = riechen abgeleitet sein.
Lilium candidum, die Madonnenlili - mehr hier ist ein Streitfall - was für den einen geliebter betörender Duft, ist für den andern unerträglich starker Duft - "auf merkwürdige Weise ist das Blumenhaft-Liebliche mit dem Animalisch-Lieblichen verbunden" (Dahl). Als "stinkend" eingestuft werden dann noch:
Hyssopus officinalis Ysop, der, herb würzig im Geschmack, die Verdauung fördert.
Bei Thuja occidentalis fühle ich mich allerdings eher erinnert an ein erfrischendes Badeöl... Samen hier erhältlich), Tanecetum vulgare (Rainfarn), Stachys sylvatica sowie Eruca sativa, die Rauke, die die Italiener für einen pikanten Salat nehmen. Die "Blätter riechen (wie sogar die nüchternen Botanikbücher vermelden) eindeutig: nach einem angesengten Schweinebraten mit kohlpechrabenschwarzer Kruste - ehrlich gesagt: sie stinken. So etwas pflegen die Evolutionsbiologen als "Frassschutz" zu deuten. Ich stelle mir also vor, dass die Rauke etwas dagegen hatte, von den Menschen gefressen zu werden und sich dehalb olfatorisch tarnte". (Jürgen Dahl).

Beim Waldgeissbart (Aruncus sylvestris) akzeptiere ich seinen nicht unbedingt angenehmen Duft, weil die unglaublich zarten filigranen Blüten mir gefallen. Caryopteris divaricata, die Bartblume "stinkt" manchen Nasen schon bei einer leichten Brise, die die Blätter bewegt.... Das "Un-kraut" (Galinsoga ciliata, Franzosenkraut ) "duftet" intensiv nach Ziegenbock. Arisaema sikokianum (Feuerkolben) soll im Aufblühen regelrecht ekelerregend stinken.

Lactuca virosa ist eine Lattich Art, aus der unser grüner Salat gezüchtet wurde.

Riviere bescheinigt in seinem Buch sogar den beiden Paeoniensorten 'Solange' und 'Mikado' einen unangenehmen Geruch. Lacey setzt auch Contoneaster und
Liguster auf die Liste unangenehmer Gerüche.
Der Duft von Hosta plantaginea Sorten erinnert ihn an Mottenkugeln...
Ausserdem schlägt er vor, Eucomis bicolor, eine nicht winterharte Kübelpflanze, nicht in der Nähe von Sitzplätzen aufzustellen, da ihr fleischiger Geruch unangenehm sei und die Pflanzen gern von Fliegen aufgesucht werden.
Und schliesslich: bei der beliebten Schnittblume Dahlie ist es nicht die Pflanze, die stinkt, sondern das Vasenwasser, denn es wird schnell jauchig und stinkend.

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