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Mai - Literarischer GartenkalenderStundenbuch des Herzogs von Berry Mai

1.- 15. Mai - weiter zur zweiten Monatshälfte

Monatsthema: Maigedichte

Bücherliste des Monats: Tiere im Garten


1.

Maifeiertag - der 1.5.

Woran denken Sie? An den zusätzlichen Feiertag (Tag der Arbeit)- oder an aufkommende Frühlingsgefühle, Vogelgezwitscher und Wonnemonat? Maibäume, Maifeuer und Maitanz? Mehr zum Brauchtum des Maifeiertags.

Heinrich Heine (1797-1856)

Es ist heute der 1. Mai.
Wie ein Meer des Lebens ergiesst sich
der Frühling in die Erde,
der weisse Blütenschaum bleibt an den Bäumen hängen.
Es ist ein schöner Tag
.


2.

Novalis (eigentl. Friedrich Freiherr von Hardenberg, 1772-1801) geboren am 2.5.

Rosenblüthchen und Hyacinth
Unter den Mädchen war Eine, ein köstliches, bildschönes Kind,
sah aus wie Wachs, Haare wie goldne Seide, kirschrothe Lippen,
wie ein Püppchen gewachsen, brandrabenschwarze Augen.
Wer sie sah, hätte mögen vergehn, so lieblich war sie.
Damals war Rosenblüthe, so hieß sie, dem bildschönen Hyacinth, so hieß er,
von Herzen gut, und er hatte sie lieb zum Sterben.

Das ganze Märchen lesen
Weitere Novalis Gedichte und Zitate
Novalis war ein deutscher Schriftsteller der Frühromantik, Philosoph und Bergbauingenieur. In seinem Werk spielt die "Blaue Blume" eine große Rolle. Die nach ihm genannte fast blaue Rose wurde gemeinsam mit der Novalis-Stiftung "Wege wagen mit Novalis" und der Internationalen Novalis-Gesellschaft für das Novalis-Museum im Schloß Oberwiederstedt ins Leben gerufen.
Rose Novalis Foto BrandtRose Novalis

3.

Wilhelm Busch (1832-1908)

Sei mir gegrüßt, du lieber Mai,
mit Laub und Blüten mancherlei!
Seid mir gegrüßt, ihr lieben Bienen,
vom Morgensonnenstrahl beschienen!
Wie fliegt ihr munter ein und aus
in Imker Dralles Bienenhaus
und seid zu dieser Morgenzeit
so früh schon voller Tätigkeit.
Für Diebe ist hier nichts zu machen,
denn vor dem Tore stehn die Wachen.
Und all´ die wacker´n Handwerksleute
die hauen, messen stillvergnügt,
bis daß die Seite sich zur Seite
schön sechsgeeckt zusammenfügt.
Schau! Bienenlieschen in der Frühe
bringt Staub und Kehricht vor die Tür;
Ja! Reinlichkeit macht viele Mühe,
doch später macht sie auch Pläsier.


4.

Friedrich von Logau (1604 - 1655)

Der Mai
Dieser Monat ist der Kuss,
den der Himmel gibt der Erde.


5.

Ernst Ziel (1841-1921) geboren am 5.5.

Die Zeit der Rosen [Auszug]
In den lauen Lenzestagen
Wehn im Wald die Lüfte weich;
Lerchen singen, Drosseln schlagen;
Busch und Baum stehn blüthenreich.
Und der Schwan zieht leise, leise

Auf dem Weiher seine Kreise,
Dem die Welle silbern schwoll.
Zeit der Düfte, Zeit der Rosen,
Wo die Lüfte lauer kosen,
Sprich, was all dein Locken soll?!


6.

Christian Morgenstern (1871-1914) geboren am 6.5.

Die zwei Wurzeln
Zwei Tannenwurzeln groß und alt
unterhalten sich im Wald.

Was droben in den Wipfeln rauscht,
das wird hier unten ausgetauscht.

Ein altes Eichhorn sitzt dabei
und strickt wohl Strümpfe für die zwei.

Die eine sagt knig, die andere sagt knag.
Das ist genug für einen Tag.


7.

Rabindranath Tagore (1861-1941) geboren am 7.5.

Dumme rennen,
Kluge warten,
Weise gehen
in den Garten.


8.

Clemens Brentano (1778-1842)

Süßer Mai, du Quell des Lebens
bist so süßer Blumen voll.
Liebe sucht auch nicht vergebens
wem sie Kränze winden soll.


9.

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857

Läuten kaum die Maienglocken,
leise durch den lauen Wind,
hebt ein Knabe froh erschrocken,
aus dem Grase sich geschwind.
Schüttelt in den Blütenflocken,
seine feinen blonden Locken,

Und nun wehen Lerchenlieder
und es schlägt die Nachtigall,
von den Bergen rauschend wieder
kommt der kühle Wasserfall.
Rings im Walde bunt Gefieder,
Frühling ist es wieder
und ein Jauchzen überall.

10.

Johann Peter Hebel (1760-1826) geboren am 10.5.

Wenn die Natur nicht so wäre, wie sie ist,
wenn wir Baldrian und Wohlgemut,
Ehrenpreis und Augentrost,
und alle Pflanzen im Feld und Wald,
die uns in gesunden und kranken Tagen
zu mancherlei Zwecken nützlich sind,
selber aussäen, warten und pflegen müßten,
wie würden wir alsdann erst klagen
über des viel bedürftigen Lebens Mühe und Sorgen!

Pfingsten ist zwischen dem 10.5. und 11.6. - mehr zum Pfingstfest

11.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Tanzlied im Mai
Zum Reigen herbei
Im fröhlichen Mai!
Mit Blüten und Zweigen
Bekränzt euch zum Reigen!
Im fröhlichen Mai
Zum Reigen herbei!

Zum Reigen herbei!
Mit Jubelgeschrei
Die Vögel sich schwingen,
Sie rufen und singen
Mit Jubelgeschrei:
Zum Reigen herbei!

Juchheißa, juchhei!
Wie schön ist der Mai!
Wir haben's vernommen,
Wir kommen, wir kommen.
Wie schön ist der Mai!
Juchheißa, juchhei!

12.

Elisabeth Kulmann (1808-1825)

Mailied
Pflücket Rosen, um das Haar
Schön damit zu kränzen,
Reihe dich, o junge Schaar,
Dann zu frohen Tänzen!

Nehmt die Leier von der Wand,
Kränzet sie und gebet
Sie dem Sänger in die Hand,
Der sie uns belebet.

Freuet euch, so lang der Mai
Und der Sommer währet;
Nur zu bald sind sie vorbei,
Und der Winter kehret.

Lange müßt ihr dann auf's neu
Bei der Lampe sitzen,
Und bei ew'gem Einerlei
Saurer Arbeit schwitzen
.
Weitere Kulmann-Gedichte

13.

Max Dauthendey (1867-1918)

Der brennende Kalender: Mai
Ich war im Maienabend am Bach,
Der lief der buhlenden Dämmerung nach;
Wohlgeruch tat auf den Grasspitzen stehn,
Es mußten Veilchen im Abend umgehn.
Gebückt ein Mädchen am Erdboden saß,
Sie legte die blaue Schürze ins Gras;
Sie griff ins Dunkel mit ihrer Hand,
Wollüstig der Abhang voll Veilchen stand.
Dunkler und dunkler ward es umher;
Nur ihr Atem verriet sie, der ging so schwer.


14.

Max Kalbeck (1850-1921)

Am Wege
Hinaus zum grünen Walde gingen zwei,
Es war zur Morgenzeit im Monat Mai.
Vor ihren Augen lag die Welt so schön:
Im Duft die Thäler und im Glanz die Höh’n.
Und wo ihr leichter Schritt die Wiese trat,
Da sproßten Blumen unter ihrem Pfad.
Und wo ihr Blick ins Weite suchend ging,
Da flog empor ein bunter Schmetterling.

Das ganze Gedicht lesen

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