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Johann Wolfgang von Goethe (28.8.1749-22.3.1832)
- der Reisende - ein früher "Gartentourist"
In seinen insgesamt 40 großen Reisen (3 x in der Schweiz, 2x in
Italien und 16x in Böhmen,
weiterhin in Thüringen und in verschiedenen Bädern) legte Goethe
eine Wegstrecke von ca. 31.000 km zurück (wobei man nicht vergessen
darf, daß er die Strecken reiten mußte; die technischen Reisefahrzeuge
gab es noch nicht). Der nördlichste Punkt, den Goethe während
seines Lebens erreichte, war Berlin-Tegel, der südlichste Agrigento
auf Sizilien; sein östlichstes Reiseziel war Wieliczka in Polen, sein
am weitesten im Westen befindliches Somme-Tourbe nahe bei Châlons-sur-Marne.
Insgesamt weisen Überschlagsrechnungen darauf hin, daß Goethe
annähernd 14 Jahre seines Lebens auf Reisen war.
Goethe, zu seiner Zeit also ein berühmter "Gardentourist",
wie man heute sagen würde, berichtet in Briefen und Aufzeichnungen
über seine Reisen auch von - schon damals in Europa berühmten
- Garten- und Parkanlagen.
In Goethe`s Brust lebten, wie in vielen Gartenbesitzern, die schwanken
zwischen Urlaub in der Ferne und Urlaub im Garten - zwei Seelen.
Weit und schön ist die Welt, doch o wie
dank ich dem Himmel daß ein Gärtchen beschränkt, zierlich,
mein eigen gehört.
Bringet mich wieder nach Hause! Was hat ein Gärtner zu reisen?
Ehre bringt's ihm und Glück, wenn er sein Gärtchen versorgt.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Als
er wieder einmal auf Reisen ging, verabschiedete er sich von seinen geliebten
Bäumen - mit einem Gedicht.
Hier (im Wörlitzer Park] ists jetzt unendlich schön.
Mich hats gestern Abend, wie wir durch die Seen, Kanäle und Wäldchen
schlichen, sehr gerührt, wie die Götter dem Fürsten erlaubt
haben, einen Traum um sich herum zu schaffen. Es ist, wenn man so durchzieht,
wie ein Märchen, das einem vorgetragen wird, und hat ganz den Charakter der elysischen Felder; in der sachtesten Mannigfaltigkeit fließt
eins in das andre; keine Höhe zieht das Auge und das Verlangen auf
einen einzigen Punkt; man streicht herum ohne zu fragen, wo man ausgegangen
ist und hinkommt. Das Buschwerk ist in seiner schönsten Jugend,
und das ganze hat die reinste Lieblichkeit (Brief an Charlotte Stein vom
14. Mai 1778)
Nach dem Besuch des Wörlitzer Parks war er an der Umgestaltung
der ursprünglich barocken Anlage des Belvedere-Parks (das "Sanssoucis"
der Weimarer Herzöge) zu einem englischen Park maßgeblich beteiligt.
Am 3. September 1786 machte sich Goethe als
Kaufmann unter dem Pseudonym Johann Philipp Möller heimlich zu einer
lang ersehnten Italienreise auf. Von Karlsbad aus ging es nach Verona,
weitere Stationen waren Vicenza, Venedig, Assissi, Terni und gelangt schließlich
an seinem Hauptziel: Rom an. Dort begegnet er dem Maler Johann Heinrich
Wilhelm Tischbein (1751-1829) Tischbein malte das berühmte Bildnis
von "Goethe in der Campagna",
wo er als Reisender, in einem weißen Mantel gehüllt, im Freien
auf einem umgestürzten Obelisken sitzt und im Hintergrund die Ruinen
der Campagna di Roma zu sehen sind. (Goethe
zu Tischbein`s Gemälde Idyllen)
Im botanischen Garten von Palermo Entdeckung des Prinzips
der Urpflanze, die Überzeugung von der ursprünglichen Identität
aller Pflanzenteile. Zitat
1794 veranlaßte er die Verlegung einer Wasserleitung,
den Bau mehrerer Gewächshäuser und schließlich den Bau
des Inspektorhauses im botanischen Garten Jena, in dem er viele
Stunden mit botanischen Studien verbrachte. Noch heute erinnert ein mächtiger,
alter Ginkgobaum ("Goethe-Ginkgo") an diese Zeit. Mehr
zu Goethes Liebe zum Ginkgo hier.
Auch war er an der Redaktion des Heftes: Hortus belvederanus Dennstedt,
Magdala M. W. Hortus Belvederanus oder Verzeichnis der bestimmten Pflanzen,
Landes-Industrie-Comptoir Weimar 1820, 2. Lieferung 1821 m. 28 S. , 3.
Ausgabe 1825 m. 76 S. beteiligt.
Oft schickte er von seinen Reisen seiner Frau Samen oder Pflanzen.
Einmal sind es 24 Dictamnus albus als Gartenschmuck das Schönste,
was man sehen kann, ein andermal Samen von Viola
x wittrockiana.
Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise
angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches
Ansehn geben. Der ganze Garten besteht aus Reihen von weißen viereckigen
Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stehen und stufenweis
den Berg hinauf rücken. Über diese Pfeiler sind starke Stangen
gelegt, um im Winter die dazwischen gepflanzten Bäume zu decken. Das
Betrachten und Beschauen dieser angenehmen Gegenstände ward durch
eine langsame Fahrt begünstig (aus: Italienische Reise).
In den öffentlichen Garten unmittelbar
an der Reede brachte ich im stillen die vergnügtesten Stunden zu.
Es ist der wunderbarste Ort der Welt. Grüne Beeteinfassungen umschließen
fremde Gewächse, Zitronenspaliere wölben sich zum niedlichen
Laubengange, hohe Wände des Oleanders, geschmückt mit tausend
roten nelkenhaften Blüten, locken das Auge. (Brief aus Palermo
vom 8.4.1787)
Der Botanische Garten (Padua) ist desto artiger und muntrer. Obgleich
jetzt nicht in seiner besten Zeit. Morgen soll ihm der größte
Theil des Tages gewidmet werden. Ich habe heute im Durchgehen schon brav
gelernt. (26.9.1786)
Diese Zweige [von Cypressen} bracht ich aus dem Garten Giusti,
der eine treffliche Lage und ungeheure Cypressen hat (17.9.1786)
Stuttgart-Hohenheim selbst, der Garten sowohl als das Schloß,
ist eine merkwürdige Erscheinung. Der ganze Garten ist mit kleinen
und größern Gebäuden übersät. Die wenigsten von
diesen Gebäuden sind auch nur für den kürzesten Aufenthalt
angenehm oder brauchbar (1.9.1797)
Schaffhausen Höchst anmuthige Abwechslung von großen
und kleine Gärten und Höfen. (17.9.1797) Beym Hinabsteigen nach
dem flächern Ufer Gedanken über die neumodische Parksucht. Der
Natur nachzuhelfen, wenn man schöne Motive hat, ist in jeder Gegend
lobenswürdig; aber wie bedenklich es sey, gewisse Imaginationen realisieren
zu wollen, da die größten Phänomene der Natur selbst hinter
der Idee zurückbleiben. (18.9.1797)
Göttingen Früh mit Professor Sartorius im botanischen
Garten... Schöne Anlage des Gartens, alte und neue, letztere besonders
zu Wasserpflanzen (6.6.1801)
Zitat:
Was hat ein Gärtner zu reisen...
Zitat: Küchengarten in Neapel
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