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Johann Wolfgang von Goethe (28.8.1749-22.3.1832)
der Gourmet, sein Nutzgarten, Küchengarten
siehe auch: Goethe und Bäume
(Obstgehölze)
Das "botanische Beet" wurde auf Wunsch
seiner Frau Christiane in einen Nutzgarten umgewandelt, an dessen
Erträge sich der Gourmet Goethe erfreute.
Früchte bringet das Leben dem Mann;
doch hangen sie selten
Rot und lustig am Zweig, wie uns ein Apfel begrüßt.
Kürbisranken schmiegten sich auf am veralteten Stamme.
Und schon krachte das Glied unter den Lasten der Frucht.
Wo ich wohne
zeigt die Melone.
Am Paradiese
Zunächst der Wiese
liegt ein Garten,
da warten
hübsche Kinder auf dich.
Aus Jena - wo er sich im Pfirsichanbau unterweisen ließ - holte
Goethe sich Pfirsiche und band die Bäumchen selbst fächerartig
an.
In seinen Werken, Briefen und Tagebüchern
finden sich Hinweise auf etwa 100 Speisen, die der Dichter bevorzugte,
so z. B. auf die geliebte Frankfurter grüne Sauce. Goethe, der große Frauenheld,, eroberte die Herzen
auch mal mit einem Gebinde selbstgezogenen Spargels oder mit einem Korb
frischer Artischocken.
Die Artischocke:
Ein Liebchen ist der Zeitvertreib,
auf den ich jetzt mich spitze.
Sie hat einen gar soschlanken Leib
und trägt eine Stachelmütze
Die Artischocke und der nah verwandte Cardy waren den Herrenhäusern
der damaligen Zeit vorbehalten; sie mußten in Glashäusern herangezogen
werden. So ließ Goethe "seinen" Cardy in den Glashäusern der
Fürstlichen Hofgärtnerei in Belvedere anbauen und bleichen, damit
die fleischigen Blattstiele ihre Bitterkeit verlieren. Die Artischocke
nannte man seinerzeit die "Königin der Gemüse"; diese ließ
er sich aus seiner Heimatstadt Frankfurt am Main schicken, denn das Klima
war dort milder und dadurch die Blüten größer.
So schrieb er am 11. 8.1831 an Frau Martius:
Gegen Früchte aller Arten
Saftig-süßen, schmacklich-zarten
aus gepflegtestem Revier
send ich starre Disteln dir
Diese Distel, laß sie gelten
( Ich vermag sie nicht zu schelten
Die, was uns am besten schmeckt
in dem Busen tief versteckt).
Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen:
Apfelkerne bey mir gepflanzt
die fremden Kartoffeln gelegt
die Bohnen und Kressen unter die farbigen Gläser.
Über den Spargel, eines seiner Lieblingsgerichte, schrieb Goethe
Ein Liebchen ist der Zeitvertreib, auf
den ich jetzt mich spitze.
Sie hat einen gar so schlanken Leib und trägt eine Stachelmütze.
Topinambur, Rapontica und Pastinake heißen drei Klassiker aus
dem Garten des Geheimrates.
Aus einem Brief an Christiane am 30.3.1810
...auch lege ich Rapontika-Samen (Oenethera biennis) bey, davon
du die Hälfte jetzt auf ein wohlbestelltes Ländchen säen
kannst, die andere Hälfte erst im May auf ein anderes. Wie diese Pflanzen
übrigens zu behandeln sind, besprechen wir noch weiter mündlich.
Die Gartenkresse war zur Zeit des Dichters ein beliebtes "Frühjahrskräutlein"
- auch Goethe ließ Garten- sowie Kapuzinerkresse in seinem Garten
anbauen. Während seiner Arbeit zur "Metamorphose der Pflanzen"
stellte er auch Keimversuche mit der farbenfrohen Kapuzinerkresse an.
Die Kartoffel war im 18. Jahrhundert allerdings noch eine Rarität.
Im Garten am Frauenplan wurde Löwenzahn (heute als "Un"kraut
verschrien) in Reih' und Glied angebaut, denn die Felder waren noch nicht
so stark gedüngt, und so war dieses kleine Kraut eine Seltenheit,
das der Dichter als Spinat oder im Wildsalat schätzte.
Goethe lobte die gesundheitsfördernde Wirkung der Zwiebel.
Er schwärmte vom Weimarer Zwiebelmarkt; so ließ er die gekauften
Zwiebelrispen an seinem Schreibtisch befestigen, schmückte sein Haus
mit ihnen muss in einen regelrechten Zwiebelzopfkaufrausch geraten
sein, denn sein Freund, der Komponist Karl Friedrich Zelter schrieb
1827 an seine Tochter: Heute ist hier das große weimarische Landesvolksfest,
der Zwiebelmarkt....Zu allen Toren der Stadt kamen heute....große
Fuhren von Zwiebeln...,die an beiden Seiten des Frauenplans, an der Straße
und der Esplanade appetitlich ausgelegt sind. Die blanken Zwiebeln sind
an langen Fäden wie Perlschnüre aufgezogen und nehmen sich gar
artig aus. Goethe ...hing sie an seinem Fenster patriotisch auf, was einiges
Aufsehen machte...
Und Goethe schreibt in seinen "Xenien": Ist denn die Wahrheit
ein Zwiebel, von dem man die Häute nur abschält? Was ihr
hinein nicht gelegt, ziehet ihr nimmer heraus - und an anderer Stelle: Mich bringt nichts von meinem alten erprobten Wege: die Probleme sachte,
sachte wie Zwiebelhäute zu enthüllen und Respekt zu behalten
für allen wahrhaft still-lebendigen Knospen.
Schon 1776 befaßte Goethe sich mit den Büchern "Anleitung
zum Hopfenbau", sowie "Land- und Gartenschatz von Christian Reichard. Goethe
kauft 1798 das Gut Oberroßla mit einer Hopfenpflanzung, das er bis
1803 besaß und dann an den früheren Pächter verkaufte.
Am 03.und 04.08.1822 ließ sich Goethe in Falkenau, einem damals bekanntem
Hopfenanbaugebiet, durch Bergrat Lößl über den Hopfenbau
unterrichten. Außerdem veranlaßte er den Naturdichter Anton
Fürnstein, ein Gedicht über den Hopfenbau zu verfassen.
Goethe ließ sich Teltower Rübchen, "die feinste Rübenart und ein Leckerbissen" und eine brandenburgische Spezialität, von seinem Berliner Freund Zelter über viele Jahre hinweg nach Weimar schicken. Seine Briefe an Zelter strotzen vor überschwänglicher Begeisterung: "...zu unserer Danknehmigkeit sind die köstlichen Rübchen angelangt; sie behaupten auch diesmal ihre alten Tugenden", schrieb er.
siehe auch Zitat: Küchengarten
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