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Hannelore (Loki) Schmid (3.3.1919-21.10.2010) Pflanzenschützerin
Hannelore "Loki" Schmidt, geb. Glaser stammte aus
ärmlichen Verhältnissen. Mit 10 Jahren trifft sie auf der Lichtwarkschule (benannt nach dem bedeutendsten frühen Reformpädagogen aus der sogenannten Kunsterziehungsbewegung), einer der wenigen Reformschulen
des höheren Schulwesens in der Weimarer Republik, auf ihren späteren
Mann Helmut Schmidt (1918). Nach dem Abitur absolvierte Loki Schmidt in
ihrer Heimatstadt ein pädagogisches Studium. Ihr eigentlicher Berufswunsch,
Biologin zu werden, scheiterte an den Studiengebühren. Von 1940 bis
1972 war sie an Hamburger Volks- und Realschulen als Lehrerin tätig.
1942
heirate sie ihren ehemaligen Klassenkameraden Helmut Schmidt und verdiente
eine Zeitlang das Geld, damit er studieren konnte. Aus der Ehe gingen zwei
Kinder hervor. Sohn Helmut Walter (26. Juni 1944) verstarb noch vor seinem
ersten Geburtstag (Februar 1945, wahrscheinlich an Meningitis), die Tochter
Susanne wurde 1947 geboren; außerdem hatte sie noch sechs Fehlgeburten.
Zwischen 1974 und 1982, den Jahren der Kanzlerschaft
ihres Mannes, nahm sie protokollarische Aufgaben wahr und baute sich
ein eigenes Betätigungsfeld auf, den Pflanzenschutz.
Natürlich haben mich bedrohte Pflanzen
schon lange vorher interessiert. Nur wer hört auf eine kleine Lehrerin
mit Namen Schmidt auch noch von Hamburg aus? Kein Mensch. Ich habe ja in
der Bonner Zeit, wie soll ich sagen, das Amt meines Mannes ein bisschen
ausgenutzt, um Gehör zu finden.
Anfangs noch belächelt, dann aber mit
beachtlichem Erfolg, hat sich die naturwissenschaftliche Autodidaktin weltweit
für den Artenschutz engagiert: Auf ihre Initiative gehen zahlreiche
Stiftungsaktivitäten für den Naturschutz zurück.
Sie begleitete sie auf eigene Kosten verschiedene
Forschungsreisen von Wissenschaftlern, zumeist der Max-Planck-Gesellschaft,
beispielsweise zum Nakuru-See nach Kenia, auf die Galapagos-Inseln, nach
Ecuador, Malaysia, Nordborneo oder Brasilien. Auch nach dieser Zeit bis
in die 90er Jahre hinein unternahm sie umfangreiche Auslandsreisen zum
Studium der Pflanzenwelt und der Natur allgemein.
1985 entdeckte sie bei
einer Reise nach Mexiko eine noch nicht beschriebene Bromelie, die dann
von den Bromelienfachleuten Prof. Dr. Werner Rauh und Prof. Dr. Wilhelm
Barthlott den Namen
Pitcairnia loki-schmidtiae Barthlott & Rauh bekam - ebenso wie die Bromelie Puya lokischmidtiae R.Vásquez & P.L.Ibisc. In Anerkennung ihres internationalen
Engagements zum Schutz der Pflanzenwelt wurde auch die Springkrautart
Impatiens aus Madagaskar nah ihr benannt: Impatiens loki-schmidtiae.
Eine Orchideen-Hybride des Orchideenzüchters Karges in Dahlenburg ist bei der königlichen Gartenbaugesellschaft
in London als „Doriella Loki Schmidt“ registriert. Außerdem gibt
es eine Dahlie ihres Namens, die aber eher als Ehre für die Kanzlergattin
anzusehen ist. Schließlich trägt noch der Skorpion Tityus lokiae ihren Namen.
Ab den siebziger Jahren setzte sie sich für
die Botanischen Gärten ein als wichtige Institutionen zur Erforschung
und Erhaltung biologischer Vielfalt und als Standorte zur Kommunikation
der ethischen Verantwortung des Menschen für den Erhalt des Naturerbes.
Zu Beginn der achtziger Jahre startete sie eine Initiative, Samen von Wildpflanzen
zu sammeln und in einer Genbank zu hinterlegen.
Im Rahmen ihres Engagements
für die Botanischen Gärten initiierte sie im Jahr 1986 den internationalen
Gärtnertausch, der zunächst von der Stiftung Natur und Pflanzen
betreut und seit kurzem durch eine eigene Stiftung finanziert wird (Stiftung
Internationaler Gärtnertausch). Hierin sind gegenwärtig die
Botanischen Gärten in Hamburg, Jerusalem (Israel), Sankt Petersburg
(Russland), Mérida (Venezuela), Göteborg (Schweden) und Mexico
City miteinander verbunden, zwischen denen bisher weit über 50 gegenseitige
Arbeitsaufenthalte von Gärtnern durchgeführt wurden. In Anerkennung
dieses Engagements verlieh die Russische Akademie der Wissenschaften in
Sankt Petersburg Loki Schmidt 1997 die Ehrendoktorwürde für ihre
Förderung der Botanik und der Bildung.
1997 veröffentlichte sie in einem viel
gelobten Bildband die erste vollständige Übersicht der teilweise
weltweit bedeutenden Sammlungen der Botanischen Gärten Deutschlands - Besprechung hier: "Die
Botanischen Gärten in Deutschland" im Hoffmann und Campe
Verlag. Um ihn zu erstellen, hatte sie alle 70 botanischen Gärten der
Republik abgeklappert und dabei 26000 Reisekilometern in fast zweijähriger
Recherchearbeit zurückgelegt. Der Erlös geht an "ihre" Stiftung.
1976 gründete Loki Schmidt die Stiftung
zum Schutze gefährdeter Pflanzen. Der jährlich erscheinende Kalender,
ebenfalls ihre Idee, diente und dient heute noch der Förderung
des Bekanntheitsgrades der Stiftung und der Einwerbung von Spenden. Ebenfalls
um Gelder hereinzubekommen, schuf sie die Wandteller
"Geschützte Pflanzen", die bei der Porzellanmanufaktur Rosenthal
hergestellt wurden. Um den Schutz der bedrohten Pflanzenarten zu unterstützen,
hat der Heidelberger Künstler Carl-Alois Sambale für die Majolika
Keramik Manufaktur Karlsruhe eine exklusive und limitierte Kunst-Weinkühler-Edition
angefertigt und mit den "Preisträgerinnen" verziert. Als
am 14. Oktober 2004 die Blume des Jahres 2005 präsentiert wurde, weilten
der Künstler Alois Sambale und die Leiterin der Majolika Galerie Martina
Bayne in Hamburg und überreichten gemeinsam exklusiv den Weinkühler
2005 an Loki Schmidt.
Die Idee, diejenigen, die dazu beitragen, gefährdete
Pflanzen zu schützen, mit einer Silberpflanze zu würdigen, hatten
Loki Schmidt und der Hamburger Industrielle Dr. Kurt A. Körber. Seit
1977 verlieh Loki Schmidt auf Empfehlung der Stiftung die 25 Zentimeter
große Plastik des Hamburger Künstlers Helmut Koniarsky
- eine stilisierte Pflanze aus reinem Silber- an Einzelpersonen,
Gruppen oder Institutionen, die sich um die Erhaltung gefährdeter
Pflanzen und gefährdeter Biotope besonders verdient gemacht haben. Die ""Silberpflanze"
ist bei Pflanzenschützern und umweltbewussten Bürgern eine begehrte
Auszeichnung.
Die Stiftung wurde später mit der
Stiftung Naturschutz Hamburg (gegründet 1985/1986 unter maßgeblicher
Beteiligung des damaligen Präses der Hamburger Umweltbehörde
und heutigen Stiftungsratsvorsitzenden Senator a. D. Wolfgang Curilla) zur Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen fusioniert. Durch etliche Projekte trug sie dazu bei, u. a. auch bedrohte Lebensräume zu retten, in dem
sie die Grundstücke aufkaufte - wie beispielsweise der Flächenkäufe
zur Rettung der Wildnarzissen im Oleftal bei Hollerath in der Eifel . Auch
das Projekt Apfelgärten
im Seewind, ein Projekt der Umwelterziehung Iffens e.V., gehört
dazu.
Bereits lange vor der Internationalen Umweltkonferenz
in Rio de Janeiro (1992) hatte Hannelore Schmidt wissenschaftliche Schutzkonzepte
für gefährdete Pflanzen und ganze Ökosysteme gefordert.
Ihre vorausschauende wissenschaftliche Aktivität ist besonders deutlich
auch in dem vor ihr betreuten, bereits vor mehr als 20 Jahren eingerichteten
6,5 Hektar umfassenden Naturschutzbeobachtungsgebiet am Brahmsee in Schleswig-Holstein
dokumentiert.
Seit 1980 stellte sie jeden Herbst die "Blume
des Jahres" vor, seltene und gefährdete Pflanzen, deren Lebensräume
bedroht sind. Inzwischen gibt es etliche Nachfolger: Baum, Schmetterling des
Jahres, Vogel des Jahres, Flusslandschaft des Jahre, Giftpflanze des Jahres,
Gefährdete Nutztierrasse des Jahres, Spinne des Jahres usw. usw.
Nach 1982 bekam sie eine Auszeichnung nach der anderen. Zu ihrem 80. Geburtstag erhielt sie
1999 für ihre Verdienste um den Pflanzen- und Naturschutz von der
Universität Hamburg den Professorentitel, am 6. Juli 2000 wird ihr
eine zweite Auszeichnung der Universität Hamburg zuteil.Der Fachbereich
Biologie erteilte ihr den Grad eines Doktors der Naturwissenschaften ehrenhalber.
2005 hatte sich Loki Schmidt auch in die aktuelle Bildungsdebatte eingemischt. In ihrem Buch "Mein
Leben für die Schule" schreibt sie über ihre Erfahrungen als Lehrerin, die Konsequenzen
aus PISA und die Grenzen der Pädagogik. Im Gespräch
mit dem Erziehungswissenschaftler Reiner Lehberger, mit dem sie seit vielen
Jahren in Schulprojekten zusammenarbeitet, analysiert Loki Schmidt nicht
nur tiefenscharf unser Bildungselend, sondern reflektiert auch ihre eigene
Schulzeit, als sie und Helmut sich als Pennäler kennen lernten. Damit
knüpft sie an ihre viel beachtete Autobiografie "Loki
- Hannelore Schmidt erzählt aus ihrem Leben" an.
"Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit hat sie mehr für die Botanik bewirkt als so manches Dutzend Biologieprofessoren" (Die Zeit 1999).
Buchtipps:
Besprechung hier: Die botanischen Gärten in Deutschland
Das Naturbuch für Neugierige 240 S. Rowohlt 2010 TB-Ausgabe rororo 2011
Hier schildern Loki Schmidt und der Biologe und Journalist Lothar Frenz aus unterschiedlicher Sicht und abwechelnd in erzählenden und interviewmäßigen Passagen, mit einer unglaublich präzisen und sensiblen Beobachtung vor allem von Pflanzen und Tieren, die in einer ganz normalen Großstadt zu entdecken ist. "Spannende Geschichten schlummern selbst im Pfefferkorn, im Blumenkohl oder in der vermeintlichen Einöde des Rasens". Wer weiß schon, dass die hübschen Marienkäfer nichts anderes als "gruselige Fressmaschinen» mit Killerinstinkt" sind? Oder wer kennt die Bärtierchen: "[es] sind die wahren Extremisten der Natur: radikale Überlebenskünstler, wirklich wilde Gesellen. Mit ihnen verglichen sehen Extremalpinisten wie Reinhold Messner oder die Huber-Buben wie tapsige Kitakraxler aus". Man erfährt aber auch, wie Loki als Arbeiterkind die Natur lieben lernte und als First Lady dann Beachtung für ihre Idee des Naturschutzes fand. "Ich habe über den Naturschutz schon vor beinahe 100 Jahren geredet. Wer hat denn auf eine kleine Lehrerin Schmidt aus Hamburg gehört? Keiner. Ich habe den Namen meines Mannes schamlos ausgenutzt." Ein sehr persönliches. lehrreiches Buch mit geschickt ausgewählten Bildtafeln, das anregt, ja, auffordert, sich Zeit zu nehmen für die genauere Beobachtung der Natur.
Besprechung hier Die Blumen des Jahres
Schützt die Natur. Impressionen aus unserer Heimat von Loki Schmidt 136 S. Reichl 1988
Erzähl
doch mal von früher: Loki Schmidt im Gespräch mit Reinhold
Beckmann 304 S. Hoffmann und Campe 2008
Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde 223 S. Hoffmann und Campe 2010
Loki: Hannelore Schmidt erzählt aus ihrem Leben Dieter Buhl 367 S. Fischer 2005
Loki Schmidt Forscherin und Botschafterin für die Natur von Petra Schwarz / Reinhard Lieberei
CD Loki Schmidt im Gespräch mit Bettina Tietjen Hoffmann und Campe 2005
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